Rote-Linsen-Suppe oder Essen mit Brot

Ihr Lieben,

vor Kurzem war ich mit lieben Freundinnen in Schwabing im Blue Nile, einem kleinen Restaurant mit äthiopischer Küche. Wenn man reinkommt, umfängt einen die gemütliche, familiäre Atmosphäre und es duftet undefinierbar, aber köstlich nach den unterschiedlichsten Gewürzen. Von der Bestellung hab ich mich überraschen lassen und  einfach die gemischte vegetarische Platte genommen – da ist von allem etwas drauf. Namentlich zwei verschiedene Linsengerichte, Grünkohlgemüse und noch mehr Gemüse, das mit viel Öl und Kurkuma gebraten ist. Serviert wurde das Essen für drei Personen auf einer Platte, die mit typisch äthiopischen Sauerteigfladenbrot ausgelegt war, damit die Gerichte nicht direkt auf dem Blech lagen. So weit, so gut, so appetitlich angerichtet.

Besonders an diesem Restaurant ist nun, dass es kein Besteck gibt. Man isst mit Brot. Gut, man kann sich schon einen Löffel an den Tisch bringen lassen, aber möchte man wirklich der einzige Mensch im Raum zu sein, der nicht fähig oder nicht willens ist, zu seinen Wurzeln zurückzukehren und seine Finger als Essbesteck zu benutzen? Ich nicht. Außerdem bin ich immer offen gegenüber neuen (kulinarischen) Erfahrungen. Also hab ich meine Hand mit dem pfannkuchenartigen Sauerteigbrot ausgelegt und versucht, meine Finger wie eine Zange zu benutzen. Das ist gar nicht so einfach, wenn das Brot keinen Widerstand bietet und sich das Objekt der Esslust durch seine fast breiige Konsistenz hartnäckig dem Zugriff entzieht. Und da ich außerdem generell lieber fünfmal so viel Brei/Curry/Eintopf wie zugehörige Beilage (Reis oder in diesem Fall Brot) esse, hab ich meine kläglichen Versuche bald aufgegeben und ganz mit den Fingern gegessen. Das war eine sehr interessante Erfahrung. Von oben bis unten voll mit Grünkohl, Öl und mit gelben Fingern von den Gewürzen bekommt der Spruch „Genießen mit allen Sinnen“ noch einmal eine ganz neue Dimension. Nein, ich bin kein Fan davon. Ich mag Besteck. Und damit meine ich jetzt nicht Fischmesser,  Honig- und Kiwilöffel, Konfektgabeln und Hummerbesteck. Nur ein Löffel tut es auch.

Ich muss hinzufügen, wenn ich jetzt auf Reisen wäre zum Beispiel in Äthiopien, wo die Menschen mit ihren Fingern und mit Brot essen, dann würde ich das selbstverständlicherweise auch tun. Aber ich bin sicher, dort gäbe es dann auch jemanden, der mir zeigen würde, wie das geht und ich wäre nicht von lauter Menschen umgeben, die das letzte Mal im Alter von drei Jahren so genussvoll mit den Händen im Essen herumgestochert haben.

Inspiriert von den ebenso ungewöhnlichen wie schmackhaften Gerichten auf Linsenbasis, die es dort gab, hatte ich mal wieder dringend Lust auf Suppe aus roten Linsen. Und, was soll ich sagen? Sie ist perfekt geworden. Es darf zum Löffel gegriffen werden!

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Rote-Linsen-Suppe mit Joghurt, Sesam und Fladenbrot

Eine Zwiebel, zwei große Karotten und eine Zehe Knoblauch schälen und klein schneiden. In Olivenöl andünsten, dann 250g rote Linsen dazugeben. Kurz mitbraten, dann mit einem Teelöffel Harissa bestäuben. Außerdem noch mit etwas Salz, gemahlenem Koriander und Kreuzkümmel würzen. Verrühren, mit einer Dose Tomaten und ungefähr 600ml Wasser aufgießen. Ungefähr 20 Minuten köcheln lassen beziehungsweise so lange, bis das Gemüse weich ist. Dann zwei Esslöffel Crème Fraîche unterrühren. Mit Salz, Koriander und Kreuzkümmel abschmecken. Am Schluss noch eine Handvoll gehackte Petersilie unterrühren.

Mit geröstetem Sesam, Naturjoghurt und Fladenbrot servieren.

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Alles kleine Glück dieser Welt wünsche ich euch – so wie es für mich ein kleines Glück ist, mit lieben Menschen neue Restaurants und Essgewohnheiten zu entdecken. Trotz ziemlicher esstechnischer Startschwierigkeiten.

Eure Miriam

4 Gedanken zu “Rote-Linsen-Suppe oder Essen mit Brot

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